Türme
Die Region, in der ich wohne:
Sie ist begehbar, erfahrbar, fühlbar, hörbar, weithin sichtbar oder direkt vor Augen und kann im positiven Sinne ein Gefühl von Identität vermitteln. Identität ist ein Faktor, der einen Teil meiner persönlichen Resilienz ausmacht.
Fühle ich mich mit meiner Heimat verbunden, weil ich sie kenne und liebe, bin ich eher bereit, die Menschen, Tiere und Pflanzen, die hier leben, wertzuschätzen und zu schützen.

Aussicht vom Wiehenturm (südlich von Preußisch Oldendorf), 103 Stufen
Den Wiehenturm mussten wir uns erst erwandern. Vom Forsthaus Limberg geht es an der Fenstermusik vorbei längs durch den Wiehen – mit herbstlichen Talblicken im abendlichen Sonnenschein. Um diese Zeit im Jahr nachmittags gestartet, läufst du mit der untergehenden Sonne um die Wette. Nach 103 Stufen endlich die Plattform des restaurierten und auf 30 Meter erhöhten Wiehenturms. In dieser Höhe siehst du wirklich die Dinge von oben. Aus der Adlerperspektive.
Ob Rapunzel sich hier wohlgefühlt hätte?

Wartturm
bei Lübbecke
Warttürme waren in spätmittelalterlicher Zeit in Form einzeln stehender, von Wall und Graben umgebener (Rund-)Türme Bestandteile des vorgeschobenen Befestigungsrings bzw. Rechtsbezirks einer Stadt. Sie umgaben das Weichbild der Städte an Handelsstraßen als Zollstationen und oftmals in Sichtweite zueinander, so dass durch Fahnen- oder Lichtsignale Nachrichten übermittelt werden konnten(…) Wikipedia


Turm der Autobahnkirche Exter

Ich mag Autobahnkirchen. Schon einmal habe ich auf Reisen von der Bibel einer Autobahnkirche, die dort von der Sonntagspredigt noch aufgeschlagen war, eine besondere Wegweisung erhalten.
Die Autobahnkirche Exter war die erste in Deutschland. Heute konnte ich – nach einem vergeblichen Versuch zu unchristlicher Zeit – endlich dieses Gotteshaus betreten und über lange Zeit dort alleine meditieren. Wie wunderbar, in dieser leichten, reinen und vollkommenen Energie, die man längst nicht in jedem Kirchenschiff antrifft. Besonders intensiv spürbar ist der spezielle Energiestrom in dem Bauwerk von 1666 im Vorraum hinter dem Turmeingang, direkt unter dem Turm.
Kreuzstein
„Jesus Christus spricht:
Ich lebe – und ihr sollt auch leben.
Kreuzstein nach altchristlicher Tradition aus Armenien
Zum Gedenken an die Opfer des Straßenverkehrs und als Mahnung zum rücksichtsvollen Autofahren“
Irgendwie hat mich die Energie dieses Buches doch gefunden – oder war es andersrum?
Es stand in zweiter Reihe hinter den Krimis. Begleitet von Engeln fuhr ich also wohl behütet zurück nach Hause.


Wolkentürme oder mein Tag ist ein breites Grinsen

Es ist Montag. Ich bin nicht ganz ausgeschlafen. Die Katze weiß nicht wohin mit sich. Das Kind glaubt mir die Vokabeln nicht. Der Himmel sieht fragwürdig aus. Aber als alle weg sind, wird mir klar: Es ist mein Montag. Mein blauer Montag. Ich gehe – wieder – müßig. Rein in das blaue Auto und auf nach Steinhagen zum Leberblümchenweg. Da müßten die blauen Kleinen doch jetzt in Blüte stehen?
Hinter der Windschutzscheibe bauen sich vor azurblauem Himmel Wolkentürme auf. Ich freue mich, wenn ich gleich am Berg bin und meiner Lieblingsbeschäftigung beim Tagträumen, dem Wolkenorakeln, nachgehe.
Wolkenorakeln oder in Wolken Figuren, Gesichter erkennen, das kann ich nur alleine oder in Gesellschaft von Menschen, die ebenfalls genug Phantasie haben und sich darauf einlassen können. Es ist halt doof, wenn du sagst, guck mal, da ist ein junger Seehund, und deine Begleitung sagt: „Hä? Ich seh da nichts.“ Schöner wär die Antwort: „Ich seh da ein Lamm ohne Ohren.“ Zum Beispiel.
Ich entdecke auch Gesichter in Baumstämmen oder auf großen Steinen. Das liegt wohl daran, dass ich glaube, dass alles – oder vielleicht beinah alles – beseelt ist.

Am Jakobsberg warnen mich einige Wanderer vor der Matschepampe. Hunde haben hier noch den besten Tritt. Doch ich habe schon die Hälfte des Anstiegs hinter mir und jetzt will ich auch sehen. Tatsächlich, einige fliederfarbene Leberblümchen sind mutig.

Auf das legendäre blaue Blütenmeer muss ich noch warten, bis es wärmer wird. Immerhin erwartet mich noch eine eindeutige Wolkenformation und der erste zünftige Hagelschauer.
Ein Vormittag wie eine Woche Urlaub.